Ulrike Jung, Erlangen

Die Prävention von Hautschäden – ein wichtiges Thema in der häuslichen Pflege

Mehr als 2 Millionen Menschen in der alten Bundesrepublik sind auf Pflege angewiesen. Diese Zahl wird nach Vorliegen entsprechender Angaben aus den neuen Bundesländern deutlich nach oben korrigiert werden müssen. Durch die demographische Entwicklung in den nächsten Jahren wird sich der Anteil der Hilfs- und Pflegebedürftigen fortlaufend erhöhen. Bereits jetzt werden 83% der auf Pflege angewiesenen Menschen zu Hause von professionellen Pflegekräften oder aber von Familienangehörigen, Nachbarn oder Bekannten gepflegt und versorgt. Eines der vorrangigen Pflegeprobleme bei diesen Patienten ist die Prävention von Hautschäden, besonders wenn lmmobilität und Inkontinenz die Haut zusätzlich belasten.

 

Die Haut und ihre Besonderheiten im Alter

Die etwa 2qm Haut des Menschen stellen das größte Sinnesorgan des Menschen dar. Der anatomische Aufbau der Haut zeigt eine dreizonale Gliederung. Die oberste Schicht, die Epidermis, produziert durch Teilung der Basalzellen die Hornschicht. Die gefäßreiche Dermis bzw. Lederhaut wird durch eine Basalmembran von der gefäßlosen Epidermis getrennt. Die Übergangszone zwischen Epidermis und Dermis spielt bei vielen physiologischen Vorgängen eine wichtige Rolle. Von ihr geht zum Beispiel die Regeneration epidermaler Defekte aus.
Die Subkutis bzw. das Fettgewebe erfüllt vor allem eine Pufferfunktion. 

Das komplexe Gebilde Haut verfügt über eine Vielzahl von untereinander vernetzten Funktionen und Fähigkeiten. Als aktives Organ hat sie zahlreiche lebenswichtige Funktionen zu erfüllen. So wirkt die Haut mit an der Regulierung des Flüssigkeitshaushaltes, indem sie den übermäßigen Verlust von Körperflüssigkeit und Elektrolyten verhindert. Durch ihre Festigkeit und Elastizität sowie die Fettpolster der Subkutis bietet sie Schutz gegen mechanische Einwirkungen von außen.

Die gesamte Hautoberfläche des gesunden Menschen reagiert, wenn auch in unterschiedlicher Intensität, sauer.

In der Genitalregion liegt der pH-Wert zwischen 6,3 und 6,5 und somit höher als der repräsentative Mittelwert der menschlichen Haut, der im Bereich von 5,4 bis 5,9 liegt.  

Die Haut des Gesunden ist gut durchblutet, geschmeidig und elastisch; dass sie nicht austrocknet, verdankt sie ihrem Hydrolipidmantel und ihrem Gehalt an hydrophilen Substanzen an der Oberfläche. Werden diese zum Beispiel durch häufige Waschungen herausgelöst, so treten Schuppung und Rauhigkeit auf.  

Im Alter ist die Haut einer Reihe von Veränderungen unterworfen, die besondere Probleme in der Pflege und Betreuung nach sich ziehen.  

Die prinzipiellen Veränderungen im Alterungsprozess der Haut werden mit dem allmählichen Zerfall zellulärer Regelmechanismen begründet. Im Vordergrund steht der Verlust von Wasser, dadurch vermindert sich der Hautturgor. Die Haut wird schlaff, welk und faltig.  

Dies geht einher mit einem Elastizitätsverlust, der begleitet wird von einer Verminderung der elastischen Fasern und einer Zunahme kollagener Strukturen.

Durch den Schwund an Zell- und Faserelementen wird die Haut insgesamt dünner.
Die Aktivität der Talgdrüsen ist rückläufig, dadurch ergibt sich ein Defizit an Hydrolipidemulsion an der Hautoberfläche. Der Schutz der Haut durch den Hydrolipidfilm ist im Alter deshalb nicht mehr ausreichend gewährleistet.  

Zur Beurteilung des aktuellen Hautzustandes, um daraus wirksame Präventions- und Pflegemaßnahmen abzuleiten, müssen alle vorliegenden physiologischen und biochemischen Gegebenheiten zusammen mit den endogenen und exogenen Störungen und Belastungen berücksichtigt werden. 

 

Die richtige Reinigung

Jede Hautreinigungsmaßnahme stellt für die Haut eine gewisse Belastung dar.
Selbst durch eine Waschung mit klarem Wasser können bereits physiologische Parameter wie pH-Wert oder Wasserdampfabgabe verändert werden.

Beim pflegebedürftigen Menschen mit Inkontinenz ist jedoch mehrmaliges Waschen am Tag, insbesondere der Genital‐ und Analregion, notwendig. Deshalb ist bei der Reinigung besonders sorgfältig vorzugehen, um Hautschädigungen zu vermeiden. 

Anstelle von Seifen werden synthetische Detergentien (Syndets) eingesetzt.
Syndets sind auf schwachsaure bis neutrale pH-Werte eingestellt und beeinflussen den „Säureschutzmantel“ der Haut weit weniger als alkalisch reagierende Seifen. Da die Altershaut häufig auch ein wenig ausgeprägtes Alkalineutralisationsvermögen besitzt, können sich durch Alkalisierung schuppige Hautstellen und schließlich Ekzeme bilden.  

Jedoch enthalten auch Syndets reinigungsaktive Substanzen, die aufgrund ihrer oberflächenaktiven Eigenschaften neben den Schmutzpartikeln auch hauteigene Substanzen des Hydrolipidfilms und der darunterliegenden Hornschicht entfernen.

Aus der Hornschicht können sowohl wasserlösliche Zellbestandteile als auch interzelluläre Fettstoffe herausgelöst werden. Beiden wird nach heutigem Kenntnisstand eine wichtige Rolle für das Wasserbindungsvermögen und die Hydratation der Hornschicht zugeschrieben.

Der Verlust dieser Substanzen führt zur Austrocknung der Haut und damit gleichzeitig zu einer Beeinträchtigung ihrer natürlichen Barrierefunktion.

So können schädigende Substanzen leichter in tiefere Hautschichten eindringen.  

Es bedarf also sorgfältiger Abwägung, welche waschaktiven Substanzen in der Reinigung der besonders beanspruchten Haut des Inkontinenten eingesetzt werden müssen. Immer jedoch ist darauf zu achten, dass die Haut nach dem Waschen sorgfältig getrocknet wird; dabei müssen Hautfalten besonders sorgfältig behandelt werden. 

 

Wo muss Hautschutz ansetzen?

Nach dem Reinigungsvorgang muss ein Hautschutzpräparat aufgetragen werden.
Diese Präventivmaßnahme ist bei inkontinenten, immobilen und damit dekubitusgefährdeten Patienten von besonderer Bedeutung. Allerdings gibt es weder bei Pflegekräften noch bei Ärzten einen Konsens darüber, welche Hautschutzpräparate als geeignet und wirksam angesehen werden.

Traditionelle Hautbehandlungs‐ und Pflegemethoden müssen allerdings kritisch beleuchtet werden. Die Behandlung der Haut mit Farbstofflösungen, die eine Gerbung erreich sollen, ist nicht zeitgemäß. Haut in vivo lässt sich nicht gerben, außerdem führt die Verfärbung der Haut dazu, dass eine visuelle Inspektion des Hautzustandes nicht mehr möglich ist oder zumindest außerordentlich erschwert wird.  

Rötungen und Druckstellen können leicht übersehen werden. Da die meisten dieser Lösungen Chromanteile enthalten, kann bei entsprechender Disposition des Patienten eine Chromallergie auftreten.

Auch Franzbranntwein, der durch seinen Alkoholgehalt zwar erfrischend wirkt, ist keineswegs zur Dekubitusprophylaxe und Hautpflege geeignet. Der Alkohol entfettet die ohnehin fettarme Altershaut zusätzlich und wirkt deshalb eher dekubitusfördernd denn in der gewünschten Weise.

Eisen und Fönen gehören ebenfalls zu den Präventionsmethoden, die eher dekubitusfördernd als vermeidend wirken.  

Viele Cremes, Öle und Salben werden in der häuslichen Pflege routinemäßig eingesetzt, deren Beurteilung auf empirischen, oft nicht objektivierbaren Kriterien beruht. 

 

Was ist bei Inkontinenz zu beachten?

Bei Inkontinenz wird wirksamer Hautschutz einmal durch das geeignete Hilfsmittel selbst und zum anderen durch geeignete Hautprotektion erreicht. Da es im Intim- und Gesäßbereich leicht zu einer feuchten Kammer kommen kann, dürfen die Wechselintervalle des Inkontinenzhilfsmittels nicht zu lang sein, da die Gefahr von Pilzinfektionen sonst stets gegeben ist.  

Windeln und andere absorbierende körpernahe Versorgungssysteme sollten unparfümiert sein, keinen Wärmestau provozieren, nicht einschneiden und Luftzirkulation ermöglichen.  

Ein besonders wirksamer Hautschutz wird durch Windeln und Vorlagen mit eingearbeiteten Puffersubstanzen (Kupferazetat) erreicht. 

Da dadurch die Umwandlung von Harnstoff in das stark riechende und hautreizende Ammoniak verhindert wird, entsteht ein hautfreundliches Windelmilieu. Keimwachstum und Geruchsbildung werden weitgehend reduziert und die Haut vor Entzündungen geschützt. 

Die Saugfähigkeit und Größe der Inkontinenzvorlage muss dem Grad der Inkontinenz angepasst sein, auf die Wechselintervalle ist zu achten.  

Häufig werden zum Schutz der Haut im Windelbereich okkludierende Pasten und Salben angewandt, um den Kontakt der Ausscheidungen mit der Haut zu vermeiden.

Auch Melkfett wird nach wie vor missbräuchlich als Hautschutzmittel bei Menschen eingesetzt, obgleich es als Tierarzneimittel nicht für die Anwendung am Menschen vorgesehen ist.

Okkludierende Externa weisen folgende gravierende Nachteile auf:

  • Behinderung des Gas-und Wärmeaustausches  
  • keine Abgabe von Wasserdampf, dadurch Quellung des Stratum Corneum mit verstärkter Absorptionsfähigkeit für eindringende Noxen  
  • Abnahme der mechanischen Festigkeit der Haut
  • Störung des dynamischen Hydrationsgleichgewichts ‐ die sich in tiefere Hautschichten fortsetzen kann

Außerdem verstopft und verklebt die Fettauflage die Poren absorbierender Inkontinenzhilfsmittel. Die uneingeschränkte Saugfähigkeit dieser Hilfsmittel ist jedoch für den Schutz der Haut wiederum unabdingbar. 

 

Welche Rolle spielt Hautschutz in der Dekubitusprophylaxe?

Begünstigende Faktoren für die Entstehung eines Druckgeschwürs sind neben der Gefäßkompression durch langanhaltenden Aufliegedruck Immobilität, neurologische Störungen, periphere Durchblutungsstörungen, reduzierter Ernährungszustand und
Stoffwechselstörungen.

Die Gefahr eines Dekubitalgeschwürs kann am besten nach der Norton‐Skala beurteilt werden. Diese Skala berücksichtigt die für ein Druckgeschwür relevanten Faktoren:

Bewegung, Kommunikation, Essen, Trinken, Ausscheidung, Hautzustand, Atmung und
Temperatur. Ein Punktesystem bewertet die Wahrscheinlichkeit, mit der ein Dekubitus eintreten kann.  

Durch die alleinige Anwendung von Hautbehandlungsmitteln kann die Entstehung von Hautdefekten nicht vermieden werden.

Sinnvolle Prophylaxe besteht aus einer Vielzahl von Einzelmaßnahmen.  

Die wichtigsten sind:

  • Einschätzung des Gefährdungsrisikos (Norton-Skala)
  • Mobilisation
  • Eliminierung der Risikofaktoren
  • Druckentlastung
  • Hautpflege und Hautschutz

Die gutabgestimmte Hautbehandlung ist also ein wichtiges Modul im Gesamtbehandlungskonzept dieser Patienten.

 

Anforderungen an ein Hautschutzpräparat

Während im pharmazeutischen Bereich die verschiedenen Zubereitungen zur topischen Anwendung systematisch definiert sind, stellt sich der kosmetische Sektor, in den viele der zur Hautpflege und zum Hautschutz eingesetzten Präparate fallen, wesentlich unübersichtlicher dar.

Einige Hautschutzmittel enthalten Paraffine oder Paraffinderivate als Salbengrundlage, die eine okkludierende Schicht auf der Haut bilden ‐ mit allen dadurch bedingten Nachteilen. Sie sind deshalb nicht empfehlenswert.

Die vollständige Deklaration der Inhaltsstoffe, die toxikologisch getestet sein müssen, sollte bei Hautprotektoren, die bei Pflegebedürftigen eingesetzt werden, eine Selbstverständlichkeit sein. Die qualitative – und im Idealfall auch quantitative – Deklaration sollte die Wirk- und Hilfsstoffe umfassen und in einer für Fachkreise verständlichen Nomenklatur angebracht sein. Die Hautverträglichkeit sollte durch Gutachten belegt sein, die auf Ergebnissen von humanexperimentellen Prüfverfahren erstellt wurde.

Die Feuchtigkeitsbindung der Haut von außen geschieht primär über die Anwendung von sogenannten W/O-Präparaten. Diese Wasser/Öl-Präparate bewirken, dass ein guter Fett- und Wassermantel über die Haut gezogen wird, der die Haut vor Austrocknung schützt. Im Gegensatz zu solchen W/O-Präparaten werden manchmal O/W-Präparate angewandt.
Der Anteil an Wasser ist hier höher als bei W/O‐Präparaten und der Ölanteil geringer.

Bei umfassenden Untersuchungen, insbesondere von Professor Tronnier, konnte nachgewiesen werden, dass die Anwendung von O/W-Präparaten bei Patienten mit trockener Haut‐ also bei Altershaut ‐ das Gegenteil von dem bewirkt, was es bewirken sollte.

Produkte des Emulsionstyps O/W sind deshalb zur Pflege der Altershaut nur sehr bedingt geeignet. 

 

Ein neues Hautschutzprinzip

Wir empfehlen Ihnen die Anwendung von Marly Skin®.

Hierbei handelt es sich um einen Hautschutz-Schaum, der aus den lipophilen und hydrophilen Komponenten Stearinsäure, Dimethylpolysiloxan, Propylenglycol, Glycerol und Sorbitol besteht. Die Einzelbestandteile liegen in hochmolekularer polymerisierter Form vor.

Das Treibgas Propan-Butan ist zur Schaumerzeugung notwendig. Erst die Darreichungsform als Schaum erzeugt die feine Verteilung der Moleküle, die für die Wirkung relevant ist.

Der Hautprotektor reichert sich im Stratum corneum an und verhindert durch Ausbildung einer zweidimensionalen und zweiphasigen Oberflächenbedeckung das Eindringen von körpereigenen und körperfremden Schadstoffen. Dadurch ist ein Schutz der Haut für etwa vier bis sechs Stunden vor einer Vielzahl aggressiver Substanzen gegeben, was besonders bei Urin- und Stuhlinkontinenz von Bedeutung ist.

Das Hautschutzpräparat fettet nicht, so kommt es zu keiner Verschmutzung von Wäschestücken, Saugporen in Windeln und Inkontinenzvorlagen können nicht verstopft werden.

Durch eine Vielzahl klinischer Tests konnte bewiesen werden, dass das Präparat weder toxische, kontaktallergische noch photodynamische Eigenschaften hat.

Es bildet sich kein Okklusionseffekt auf der Haut, die physiologischen Gegebenheiten bleiben erhalten. Zahlreiche klinische Tests haben die Wirksamkeit dieses Hautschutzes bestätigt.

Wirksamer Hautschutz bei Pflegebedürftigen beinhaltet viele Aspekte. Umso wichtiger ist die umfassende Information für alle in die Pflege integrierten Personenkreise.